In den letzten Jahren hört man das Wort "Cyber" immer öfter: von "Cyberkriminalität" über "Cyberangriffe" bis hin zu "Cybersicherheit" – das Präfix "Cyber" scheint in nahezu jedem Gespräch über digitale Bedrohungen und Schutzmaßnahmen vorzukommen. Doch was steckt hinter dieser Wortflut und warum wird "Cyber" so oft und manchmal auch übermäßig verwendet?
Die Ursprünge von "Cyber"
Das Wort "Cyber" stammt ursprünglich aus dem Begriff "Kybernetik", einer interdisziplinären Wissenschaft, die sich mit Steuerung und Kommunikation in Maschinen und Lebewesen beschäftigt. In den 1980er Jahren begann man, "Cyber" als Präfix zu verwenden, um Phänomene zu beschreiben, die mit Computern und digitalen Netzwerken zu tun haben. Seitdem hat es eine bemerkenswerte Evolution durchgemacht und ist zu einem allgegenwärtigen Begriff in der digitalen Welt geworden.
Die Anziehungskraft von "Cyber" liegt wahrscheinlich in seiner Fähigkeit, sofort eine Verbindung zur digitalen und technologischen Sphäre herzustellen. Es klingt modern, technisch und sogar ein bisschen geheimnisvoll. Diese Eigenschaft macht es besonders attraktiv für Medien, Marketing und Politik. Wenn von "Cyberkriminalität" oder "Cyberangriffen" die Rede ist, wird sofort ein Bild von hochentwickelten, komplexen und unsichtbaren Bedrohungen gezeichnet, die unsere digital vernetzte Welt ins Visier nehmen.
Übernutzung und ihre Folgen
Doch gerade diese Allgegenwärtigkeit führt zu Problemen. Die ständige und übermäßige Verwendung des Begriffs "Cyber" hat dazu geführt, dass er oft unscharf und unpräzise verwendet wird. Was bedeutet "Cyber" in "Cybersicherheit" wirklich? Deckt es nur den Schutz vor digitalen Angriffen ab, oder schließt es auch physische Sicherheitsmaßnahmen ein, die notwendig sind, um digitale Infrastruktur zu schützen?
Durch die inflationäre Nutzung des Wortes besteht die Gefahr, dass wichtige Details und Unterschiede verwischt werden und das Wort keine Wirkung mehr entfaltet. Ein "Cyberangriff" kann alles Mögliche bedeuten – von einem einfachen Phishing-Versuch bis hin zu einem hochkomplexen staatlich unterstützten Angriff auf kritische Infrastrukturen. Diese Unschärfe kann dazu führen, dass die spezifischen Risiken und erforderlichen Schutzmaßnahmen nicht mehr klar erkennbar sind. Wird ständig vor dem Wolf gewarnt, ohne dass die Bedrohungen konkretisiert oder differenziert werden, kann das zu einer gewissen Abstumpfung führen. Menschen beginnen, die Warnungen nicht mehr ernst zu nehmen, da sie nicht immer mit greifbaren oder unmittelbaren Folgen verbunden sind.
Fazit
Klar, das Wort "Cyber" hat seinen Platz in der Welt der Informationssicherheit. Es macht komplizierte technische Sachen schnell und verständlich. Aber wenn wir es zu oft und überall verwenden, verlieren wir irgendwann den Überblick über die wirklich wichtigen Details. Das ständige Warnen vor "Cyberangriffen" führt dazu, dass die Leute abstumpfen und echte Bedrohungen nicht mehr ernst nehmen.
Deshalb sollten wir uns bemühen, genauer zu sein. Anstatt alles unter dem Begriff "Cyber" zu verallgemeinern, sollten wir konkret benennen, worum es geht. Ob Phishing, DDoS-Angriff oder Ransomware – klare Sprache hilft uns, die tatsächlichen Risiken besser zu verstehen und effektiver darüber zu sprechen. So bleiben wir wachsam und können uns besser vor den echten Gefahren schützen.